Bed Fold Reading

Bed Fold Reading
Jeanne Eschert
Durchwühlt, zerknittert, glattgestrichen, aufgeschüttelt – Abdrücke als Landschaften. Hier eine Schlucht, da ein Haar, Staub im Plumeau-Gebirge. Spuren im Bett hinterlassen alle, aber manche verbinden ihren Körper mit der horizontalen Oberfläche. Gemeinsam mit ihren Gesprächspartner:innen – die aufgrund unterschiedlichster Erkrankungen bettlägerig sind – entwickelt Jeanne Eschert, selbst chronisch krank, im Rahmen von Bettbesuchen oder Chats eine Praxis, die der körperlichen Präsenz der Bettlägerigkeit nachgeht. Das Projekt probiert in Bettfalten Spuren zu lesen, Laken als Leinwände zu begreifen und dies zu einer Choreografie werden zu lassen. Ein Bild- und Gedichtband dokumentiert das Gesammelte und wird im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung vorgestellt.
Jurystatement
Die Künstlerin und Performerin Jeanne Eschert arbeitet an und mit der Frage, wie das Bewegungsvokabular chronisch kranker Menschen auf die Bühne übersetzt werden und so eine Öffentlichkeit finden kann. In „Bed Fold Reading“ sucht sie hierfür den Ort auf, der am meisten ins Private gedrängt wird: das Krankenbett. Mit Bettbesuchen, Chats und Videocalls nimmt sie eine Art Wahrsagung vor und liest in den Bettfalten, um gemeinsam mit der jeweiligen Person einen Ausdruck ihrer Körperbewegungen zu finden. Ein Online-Archiv, eine Publikation sowie ein Veranstaltungsprogramm machen diesen Prozess der Öffentlichkeit zugänglich.
Die Jury war beeindruckt von diesem erstaunlichen Projekt, das Menschen, die gemeinhin nicht am Kulturleben teilhaben können, mittels Zuwendung und einer Art Zauberei zu Sichtbarkeit verhilft und so Abwesendes vergegenwärtigt.